Die Europäer sind mit einer neuen wirtschaftlichen Realität konfrontiert: Sie werden ärmer und ihre Kaufkraft schmilzt dahin, berichtet das Wall Street Journal.
„Die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln ist eingebrochen. Im Jahr 2022 verbrauchten die Deutschen 52 Kilogramm Fleisch pro Person, etwa 8 % weniger als im Vorjahr und den niedrigsten Wert seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989.“

Martin Sandbu, ein Journalist für die Financial Times beschreibt in seinem Beitrag „The EU should aim for its own Belt and Road“ sehr gut die Herausforderungen.
Die EU wird als Partner für Länder außerhalb der EU immer unattraktiver.
Leider ist die Realität davon weit entfernt und die Anregungen von Herrn Sundbu sind, wenn auch vielleicht gut gemeint, am Ende viel zu naiv und gefärbt von politischer Ideologie.
Er erkennt aber trotzdem, um was es geht:
„Der Aufbau der europäischen Einheit nach 1945 auf der Grundlage wirtschaftlicher Integration führte dazu, dass die führenden Politiker die Weltbühne als einen Marktplatz betrachteten: einen Ort, an dem Exporte verkauft und Rohstoffe beschafft werden konnten."
Das zeigt sich daran, dass beim jüngsten Gipfel mit Brasilien und weiteren Ländern Lateinamerikas keine Abschluss-Botschaft unterzeichnet wurde. Das Treffen war also im Grunde aus Sicht der europäisch-lateinamerikanischen Kooperation unnütz.
Schon im Vorfeld am 7. Juni veröffentlichte die Europäische Kommission ihre neue Agenda für die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika,
Das European Centre for International Political Economy aus Brüssel beschreibt die Lage in seiner jüngsten Publikation sehr zutreffend:
„Die Annäherung der EU an Lateinamerika hat jedoch auch eine weniger sonnige Seite. In den kommenden Jahren werden lateinamerikanische Exporteure in die EU mit zusätzlichen Kosten konfrontiert werden, die sich aus dem EU-Mechanismus zur Anpassung der Kohlenstoffbilanz, der Richtlinie über die Sorgfaltspflicht im Bereich der unternehmerischen Nachhaltigkeit und der Verordnung über die Entwaldung ergeben. Daher wird es auf dem Gipfel einige unangenehme Fragen und Schuldzuweisungen seitens der Lateinamerikaner geben.“
Die BRICS besitzen mehr als 40% der Weltbevölkerung und ihr Anteil an der Weltwirtschaft liegt mittlerweile bei rund 26%, verglichen mit einem Wirtschaftsanteil der EU von nur noch 16%.

Die wichtigsten Handelspartner der BRICS – vor allem für den Export von Rohstoffen oder Industriegütern – ist aktuell zwar noch immer die EU-27 mit einem Anteil von 18,3%, gefolgt von den USA mit 12,5%. Doch Waren-, Energie- und Rohstofflieferungen, lassen sich auch „umpolen“. Das sehen Sie am internen BRICS-Handel, der trotz großer geografischer Entfernungen und mangelnder Infrastruktur bereits auf über 10% des Welthandels gewachsen ist.
Genaue Statistiken des Intra-BRIC-Handels sind noch immer sehr schwer erhältlich oder werden kaum beachtet, doch besagen alle zugänglichen Datenreihen, dass die BRICS immer stärker miteinander kooperieren und ihr Handel mit der EU langsam sinkt. Das belegen auch die Daten von China, dem größten Block innerhalb der BRICS links abgebildet.
Nach Angaben von UNCTAD ist der Gesamtbestand an ausländischen Direktinvestitionen zwischen den BRICS-Ländern von 27 Mrd. US$ im Jahr 2010 auf 167 Mrd. US$ im Jahr 2020 gewachsen und wuchs allein seit Gründung der neuen von China geleiteten asiatischen Entwicklungsbank (ADB) im Jahr 2015 um 100 Milliarden US$.
Meine Meinung: Kaufen Sie BRICS & Rohstoffe
Überspitzt würde ich sagen, dass die heutigen europäischen Polter-Politiker außer einigen "Lektionen über Klimawandel" den meisten Entwicklungs-Länder die derzeit von BRICS bzw. China umgarnt werden, praktisch kaum noch eine zukunftsfähige Vision bieten können.
So sollte die EU den BRICS langfristige Finanzierungen und Logistik-Hilfen anbieten und wieder eine traditionelle Aufbaupolitik betreiben, die den Handel stärkt und über Institutionen, die Infrastruktur vorantreibt.
Man müsste, um das drohenden Kollaps abzuwenden und letztlich zu beheben, den EU-Markt nach außerhalb öffnen und auf Handelsbarrieren verzichten, wie es früher mit der Montanunion innerhalb der EU klappte. Stattdessen erhöht die EU mit immer komplexeren Anforderungen wie Öko- und Sozial-Standards die Handelshemmnisse und schottet seinen Markt gegenüber günstigen Lieferanten ab, die sich aufgeschreckt von diesen Entwicklungen nun nach neuen sicheren Abnehmern umsehen, die idealerweise noch in einer stabilen „goldgedeckten“ Währung zahlen könnten.