Weiterhin bleibe ich – was den Ausblick für Gold & Silber sowie Rohöl betrifft – grundsätzlich sehr positiv gestimmt, was den langfristigen Ausblick angeht. Dennoch möchte ich auch eine selbstkritische Haltung vertreten und muss Rücksicht auf die Signale des Marktes und der Sektoren nehmen.
Die außergewöhnlich starke Zinserhöhung der US-Notenbank hat zu einer Entwicklung geführt, bei der sich die Weltwirtschaft deutlicher abschwächte als zunächst erwartet wurde. Wir sind hier noch nicht über dem Berg. Weiterhin erreichen uns schwache Signale – besonders aus China. Allerdings haben die weltweiten Notenbanken schon begonnen ihre Leitzinsen zu senken. Sobald die USA hierzu ebenfalls in der Lage wären, könnte das eine weitere Inflationswelle auslösen, denn der Nachfrage-Belebung durch die Notenbanken stünde weiterhin kein ausreichende Rohstoffversorgung gegenüber.
Die USA stehen vor einer Schuldenwand
In den kommenden 12 Monaten werden allein in den USA Anleihen im Volumen von 8,2 Billionen US$ fällig. Das bedeutet neben der Finanzierung des Haushaltsdefizits schlagen nun im Schnitt rund 700 Milliarden US$ monatlich zu Buche. So sollten laut Crescat Capital 3,5-Mal so viele Anleihen auf den Markt kommen, wie in diesem Jahr.
Die US-Notenbank wird förmlich gezwungen die Inflationsgefahren herunterzuspielen und dafür zu sorgen, dass Anleihen gekauft werden.
Aus meiner Sicht dürften diese platzierten Volumina aber vor allem den Aktienmarkt belasten, weil Großanleger über die kommenden Monate weiter auf Renten umsatteln werden.
Die geschätzten Gesamtabflüsse aus langfristigen Investmentfondsbeliefen sich in der Woche bis Mittwoch, den 1. November, auf 27,97 Mrd. US$. Zudem lag das Niveau der Aktien-Rückkäufe Q2 2023 rund 20% unter dem Vorjahresniveau.
Rückkäufe eigner Aktien sind die größte permanente Käufergruppe geworden. Aktien-Rückkaufprogramme machen bei so hohen Zinsen gar keinen Sinn mehr, schließlich kaufen Unternehmen Aktien mit 4-5% Gewinnrendite zurück, müssen aber schon 6-10% für die Zinsen aufwenden. Es würde also viel mehr Sinn machen Schulden zu tilgen, statt Aktien zurückzukaufen. Das Spiel wird nur noch fortgesetzt, weil die Boni der Manager an den Aktienkursen hängen.
Derzeit ist es also viel leichter die höher verzinsten aber dennoch relativ sicheren Anleihen- oder Mischformen zwischen Eigen- und Fremdkapital zu kaufen. Auf diese Weise können Sie mit jährlich bis zu rund 6-9% Rendite rechnen.
Mein Urteil: Halten Sie für 2024 nach sehr aussichtsreichen Anleihen-Schnäppchen Ausschau
Fallen die Zinsen fallen, steigen die Anleihenkurse, während sie auf günstige Nachkaufkurse an der Börse warten. So halten Sie dennoch den Weg nach oben offen, falls die Zinsen in einer Rezession stark sinken sollten. Eine sehr hohes und vor allem relativ gut abgesichertes Renditepotenzial bieten Ihnen hochprozentige Dividenden-Aktien, wie Enbridge mit derzeit 7% Dividendenrendite oder deren „Preferred-Stocks“, mit bis zu 9% Rendite, die ich heute ausführlicher vorstellen möchte.
Wissens-Akademie: Was sind Preferred-Stocks nach US-Recht?
Preferred Stocks in den USA, die ebenfalls Vorzugsaktien genannt werden, sind hybride Finanzinstrumente, die Merkmale von Eigen- und Fremdkapital aufweisen und in der Kapitalstruktur über Stammaktien, aber unter Anleihen eingestuft werden. Zu den wesentlichen Merkmalen gehören:
- Dividendenvorzug: Vorzugsaktien haben Vorrang bei der Ausschüttung von Dividenden vor Stammaktien.
- Liquidationsvorzug: Im Falle der Liquidation haben Inhaber von Vorzugsaktien einen Anspruch auf das Unternehmensvermögen, der über dem der Stammaktien, aber unter dem der Anleiheninhaber liegt.
- Wandelbarkeit: Vorzugsaktien können unter bestimmten Bedingungen in Stammaktien umgewandelt werden.
- Kündbarkeit: Sie können vom Unternehmen jederzeit vor Fälligkeit – zum Nominalpreis meist $25 oder $100 – zurückgekauft werden.
- Nicht stimmrechtlich: Normalerweise gewähren Vorzugsaktien kein Stimmrecht.
Europäische Vorzugsaktien ähneln den US-amerikanischen, können jedoch unterschiedliche Rechte und Privilegien haben, insbesondere in Bezug auf Stimmrechte. In Deutschland beispielsweise haben Vorzugsaktien oft kein Stimmrecht, es sei denn, die Dividende wird ausgesetzt. Der bedeutendste Vorteil von US-Preferred Stocks ist vor allem das Dividendenrecht, das auch bei einer Kürzung der Aktiendividende erhalten bleibt und der Liquidationsvorzug. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass diese Wertpapiere relativ liquide an den Börsen von New York und Toronto handelbar sind. Im Vergleich zu einer Anleihe schwanken die Kurse stärker und können so eine höhere Rendite bis zur Fälligkeit oder Rückzahlung ermöglichen.
Kurzum: Sie erhalten mit Preferred-Stocks nicht nur Höchstzinsen, sondern zusätzlich eine Chance auf Kapitalgewinne, die Sie als eine Art langfristigen Inflationsausgleich betrachten dürfen.