Zurzeit schwächt sich die Wirtschaft in der EU und den USA ab und dürfte schon seit Herbst in einer Rezession oder beginnenden länger anhaltenden Stagflationsphase stecken. So schreibt der begnadete Börsenanalyst und Edelmetallexperte Claus Vogt: „Die Kombination aus Rezession, Bankenkrise, Immobilienbaisse und extrem überbewerteter Börse gleicht einem Pulverfass.“
Wir erleben nun die erste Phase des Abschwungs, die ausgelöst durch den steilen Zinsanstieg die Konsumnachfrage schwächt. Dabei ist ein Effekt aktuell besonders gut zu beobachten und wurde von Analysten noch nicht hinreichend erfasst. Dabei geht es darum, dass die Preise – welche zuvor teils über Gebühr und in Erwartung weiter steigender Energiepreise vorsorglich und zur Erhöhung der Gewinnmargen erhöht wurden – aktuell nicht schnell genug gesenkt werden. Dies führt zu einem „Käuferstreik“, zumal die Reallöhne stark gefallen sind und sich die Konsumenten auf lebensnotwendige Güter fokussieren. Sichtbar ist dieser Effekt auch an den weltweit verkauften Kartons, die in den letzten Monaten drastisch eingebrochen sind. Mittlerweile gleicht der Einbruch bei Kartonverpackungen der schweren weltweiten Rezession der Jahre 2001 und 2009.

In Deutschland kommt erschwerend hinzu, dass wir es vermutlich dort mit der in Wirtschaftsbelangen unfähigsten Regierung aller Zeiten zu tun haben, deren Zukunftspläne den Mittelstand in den Ruin treiben. Markus Meyer, Verbandspräsident für Möbelhäuser und Küchen bemängelt, dass Habecks Arbeit derzeit ideologisch getrieben wäre:
„Er macht nicht den Job, der ihm übertragen wurde. Wir haben gerade keinen Wirtschaftsminister mehr in Deutschland – wir haben einen Anti-Wirtschaftsminister."
Für den Mathematiker und Optionshändler Nassim Taleb – der letzte Woche ein sehr spannendes 30-minütiges Youtube-Interview mit Bloomberg gab – haben die aktuellen Probleme ihren Ursprung in den übertriebenen Reaktionen auf die Finanzkrise 2008, in der die Zinsen plötzlich von 5-6 % auf 0 % gesenkt wurden. Damals wurde das akute Problem der Refinanzierung im Immobilienbereich zwar zunächst entschärft, doch angesichts des scheinbar inflationsfreien Wachstums, wurden die Zinsen zu lange und zu tief belassen, womit sich ein neuer kreditfinanzierter Boom anschloss. Diese Investitionswelle erfasste zunächst den Immobiliensektor und alle anderen Sektoren. Mit dem Ergebnis, dass diese mit Fremd- statt mit Eigenkapital finanziert wurden. Das frei gewordene Eigenkapital oder Risikokapital wurde danach als eine Folge dieser Tiefstzinsen vor allem in defizitäre Startup-Unternehmen (Venture Capital) investiert, die hohe Renditen versprachen.
Mit den höheren nominalen Zinsen, bricht das Kartenhaus dieser Investitionswelle nun zusammen.
Ein kürzlich veröffentlichtes IWF-Papier: Geowirtschaftliche Fragmentierung und die Zukunft des multilateralen Systems schätzt, dass die so genannte "geoökonomische Fragmentierung" das globale Wirtschaftsaufkommen (BIP) um einen (niedrigen) zweistelligen Prozentsatz reduzieren und ein großes Risiko für Investoren darstellen könnte.
So berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland RND:
„Die Gefahr einer unkontrollierten Kettenreaktion in der Finanzwirtschaft bestehe nach wie vor. Energiepreise können wieder außer Kontrolle geraten. Ein geoökonomischer Krieg schaukelt sich hoch. IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas warnt zu Recht vor einer Welt aus fragmentierten Blöcken. Einer Welt, in der Investitionen gebremst und Innovationen blockiert werden.“
Im Monat Mai lag das monatliche Finanzierungsdefizit in den USA bereits bei rund 200 Milliarden US$ und damit dreimal so hoch wie vor einem Jahr. Explodierende Defizite, die für Sozialprogramme oder Umweltschutz verwendet werden, können kein Wachstum erzeugen, sondern bremsen die Wirtschaft. Darum ist diese Entwicklung nicht nachhaltig, sondern höcht bedenklich.
Gleichzeitig bieten relativ hohe Tagesgeldzinsen, die ausufernde Defizite der Staaten finanzieren sollen, nur einen scheinbaren Ausweg aus der Renditefalle. Tatsächlich sind diese Zinsen nur nominal höher und werden langfristig real wieder sinken müssen.
Somit versprechen die USA für kurzfristige Einlagen bei Banken oder bei der Regierung (Treasuries) unnormal hohe Zinsen von mittlerweile 5% im US-Dollar.
Gleichzeitig scheint die Inflation erfolgreich bekämpft worden zu sein und könnte in diesem Sommer sogar weiter in Richtung 3% rutschen.
Die Aussichten auf die Erwartung von 2% positiven Real-Zinsen pro Jahr, droht kurzfristig Kapital aus dem Aktienmarkt abzuziehen. Die Zinsen stützen dabei vorübergehend den wackeligen Banken- als auch den überschuldeten Staatssektor.
Doch globale Anleger wissen, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer sein kann. Souveräne Länder weigern sich aktuell ihre Exportüberschüsse in den US-Staat zu investieren.
Trotz attraktiver Zinsen sinkt offenbar die Bereitschaft in Dollaranleihen zu investieren, wie Sie an folgender Grafik von Crescat Capital sehen können:
