BP und Shell wollen keine Übernahmen tätigen

BP und Shell veröffentlichten in dieser Woche endlich leicht bessere Quartalszahlen, die signalisierten, dass Ende Juni offensichtlich die Talsohle bei den Quartalsergebnissen erreicht wurde. Weiterhin verdienen die beiden Ölmultis in ihrem Kerngeschäft der Öl- und Gasversorgung jährlich zweistellige Milliardenbeträge. Die Aktien werden dabei lediglich mit rund der Hälfte ihrer einst sehr robusten Bewertungsverhältnisse gepreist. Für die tiefen Kurse ist der Ausverkauf des Sektors verantwortlich, nachdem so genannte ESG-Konzepte praktisch bei jedem Vermögensverwalter Einzug hielten. Besonders ausgeprägt war dieser Exodus bei Öl- und Gastiteln im europäischen Raum.

Während sich die bekannten US-Ölmultis schon wieder auf Wachstumskurs befinden, äußerten sich die Manager der beiden europäischen Schwergewichte BP und Shell in dieser Woche laut einem Bericht des Wall Street Journal zurückhaltend gegenüber Fusionen und Übernahmen im Ölsektor.

Diese Ansicht steht im Gegensatz zu den jüngsten Übernahme-Deals ihrer amerikanischen Pendants Exxon Mobil und Chevron. BP-Interimschef Murray Auchincloss betonte auf der Bilanzpressekonferenz, dass das Unternehmen es vorziehe, vorhandene Ölreserven von 36 Milliarden Barrel zu nutzen und die US-Produktion um 7% jährlich bis 2030 zu erhöhen, mit einem Fokus auf zukunftsträchtige Bereiche wie Elektromobilität.

Shell’s CEO Wael Sawan sieht eine bessere Investition im Rückkauf eigener (unterbewerteter) Aktien als in Übernahmen als Wachstumsoptionen zu investieren.

Die beiden britischen Ölmultis scheinen weiter mit den Herausforderungen der Energiewende konfrontiert zu sein und zeigen ein großes Interesse an grüner Transformation, wobei BP sich auf rentablere Sektoren wie Biokraftstoffe und das Aufladen von Elektrofahrzeugen konzentriert und Shell die Emissionen seines operativen Geschäfts durch erneuerbare Energien senken will.

Die Zurückhaltung bei Akquisitionen ist bei BP und Shell jedoch auch sicher auf die wesentlich niedrigere Börsenbewertung zurückzuführen, die US-typische Aktientauschgeschäfte wie sie Exxon oder Chevron nutzen können erschweren, obwohl beide Unternehmen durch hohe Energiepreise mit ausreichend liquiden Mitteln ausgestattet wären, um niedrig bewertete Junior-Ölproduzenten in Europa zu konsolidieren.

Ironischerweise haben die starken Kursverluste bei Exxon Mobil und Chevron nach der Ankündigung ihrer Übernahmen die Kluft zu den europäischen Ölriesen verringert. Das Nichtstun der beiden führenden britischen Energiekonzerne könnte sich darum als die beste Option erweisen.

Laut dem Wall Street Journal könne ein Wendepunkt für europäische Ölkonzerne dadurch erreicht werden, wenn Anleger ihnen mehr Anerkennung für ihre Investitionen in kohlenstoffarme Geschäfte zukommen lassen würden.

Energiekonzerne sollten sich wieder auf Öl und Gas fokussieren

Über die Ausrichtung von Unternehmen kann man immer geteilter Ansicht sein, doch aus meiner Sicht stellt die derzeit von den westeuropäischen Energiekonzernen übers Knie gebrochene Transformation von fossiler Energie zu alternativen Energien, eine Sackgasse dar. Das zeigte sich über die letzten Wochen mit hohen Abschreibungen auf bereits begonnene Windpark-Projekte. Allein BP musste dafür eine halbe Milliarde US-Dollar in den Wind schreiben.

Die Energiekrise der letzten Jahre zeigte, dass wir in Europa massiv an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt haben, ohne das vermeintliche Ziel einer CO2-Minderung näher zu kommen. Es ist für alle wirtschaftlichen Bereiche notwendig, dass wir mit bezahlbarer Energie versorgt werden. Insofern sollten sich die Vorstände von BP und Shell endlich ihrem Kerngeschäft zuwenden, das in der Ausbeutung von wirtschaftlichen Öl- und Gasreserven liegt. Über die letzten Jahre wurde viel zu wenig in die Nicht-OPEC Förderung investiert. Damit erhöhte sich die Abhängigkeit vom Nahen Osten, Russland und den USA.

BP und Shell hätten die Möglichkeiten gemeinsam die Energiekrise der EU zu überwinden. Dafür wäre es nötig, dass sich beide vom Unsinn der politisch initiierten Energiewende distanzieren und wieder – wie früher einst – die Öffentlichkeitsarbeit für und nicht gegen ihre Eigeninteressen richten. Ich rufe alle Öl- und Gasvorstände dazu auf, sich nicht mehr länger politisch instrumentalisieren zu lassen.

Freie Wähler und frei handelnde Unternehmer sollten alles daran setzen, die politischen Strömungen der letzten Jahre zu beseitigen, die von der Strömung ausgehen, die ich überspitzt als “grünen Sozialismus” bezeichne.

Anleger stehen diesbezüglich bei den Hauptversammlungen der großen Ölmultis in der Pflicht und sollten mehr Druck ausüben, um in den dortigen Chefetagen ein Umdenken einzuleiten. Dazu gehört auch, die “ideologischen Elemente” aus Aufsichtsratsgremien zu entfernen, die der Entwicklung von starken Öl- und Gasprojekten entgegenstehen. 

Shell prüft bereits den Ausstieg aus alternativen Energien

Der Ölriese Shell prüft Berichten zufolge Optionen für den Verkauf seines Geschäftsbereichs für erneuerbare Energien. Dieser für viele Branchenexperten überraschende Schritt, hat sich in diesem Jahr unter dem neuen CEO Wael Sawan herauskristiallisiert, der sich wieder auf sein Kerngeschäft Öl und Gas konzentriert.

Das wurde auch dadurch bestätigt, als Bloomberg am 18. Oktober darüber berichtete, wie Shell offensichtlich die politischen Pläne einer öl- und gasfreien Zukunft ab 2050 in Zweifel zieht und schon die ersten LNG-Gaslieferverträge zwischen Katar und den Niederlanden über jährlich 3,5 Mio. Tonnen eintütete:

Shell vereinbart, bis 2050 Gas aus Katar für die Niederlande zu kaufen Shell Plc vereinbarte mit den Niederlanden den Kauf von Flüssigerdgas aus Katar für 27 Jahre. Dies ist der zweite große Vertrag des Golfstaates über die Lieferung fossiler Brennstoffe nach Europa über das Jahr 2050 hinaus

Bloomberg

Neben Shell wird auch der französische TotalEnergies mit 3,5 Mio. Tonnen Flüssiggas aus Katar bedacht.

Die Aktien von Shell honorieren dies mit einem deutlichen Anstieg gegenüber Wettbewerber BP:

Unser Urteil: Halten Sie an den europäischen Ölmultis fest

Die letzten drei Jahre waren für Aktionäre bei europäischen Ölgesellschaften eher schwer. Es fehlte an Führungskraft und Initiativen, das Öl- und Gasgeschäft in den Fokus zu rücken. Doch mit Shell hat der erste führende Energiekonzern die Zeitenwende eingeleitet. Dem folgte der Rücktritt des CEOs von BP, der auf große Unstimmigkeiten hinsichtlich der Führungsstrategie hindeutet. Aus diesen Entwicklungen dürfte sich eine Erholungsphase ableiten lassen. Meine Überzeugung: Sobald der Rückbau der fehlgeleiteten Unternehmensstrategie geglückt ist, werden die Aktienkurse von BP, Shell & Co. wieder im Glanze ihres Lichts erstrahlen, das sie verdient hätten. Aktionäre im Öl- und Gassektor sollten die jüngsten Entwicklungen darum als Zeichen der Zuversicht erkennen, der einer politischen Kehrtwende zu mehr Realismus und weniger Ideologie vorausgeht.

Print Friendly, PDF & Email

Sie wollen Ihr Anlagen im Aktien- & Rohstoffbereich, ETF's & Fonds noch erfolgreicher handeln? Zögern Sie jetzt nicht & setzen Sie auf Expertise, Erfahrung & Erfolg!

Als Mitglieder des "INVESTMENT-CLUB" erhalten Sie mindestens folgende Leistungen:

1. Investment-Club - ALLE Börsendienste

Sie erhalten Zugang ALLE aktuellen 3 Börsendienste mit mindestens einer wöchentlichen PDF-Ausgabe per E-Mail:

Sie erhalten so direkt alle wichtigen Informationen und Updates zu Ihren Investitionen, mit neuen Kaufchancen sowie den besten Verkaufsmöglichkeiten. Sie profitieren von drei komplementären Anlagestrategien:

Cambridge-Club - Exklusive Dienste:

  • „Rohstoff-Club“ (min. 26/Jahr)
  • „Investment-Club“ (min. 26/Jahr)
  • „Finanzfreiheit“ ETF & Fondepot (12/Jahr)

Der Umfang dieser Reports umfasst ca. 10-30 Seiten.

Jetzt Ihre GRATIS-Leseprobe hier herunterladen

2. Investment-Club - Marktgespräche

Mit dem Marktgesprächen verfolgen Sie mehr als spannende Börsendiskussionen. Andreas Lambrou und seine Geheimräte stellen Ihnen einen Praxisratgeber zur Verfügung, der Ihnen hilft Ihre Anlagestrategie besser auszurichten, um die Chancen und Risiken an der Börse am besten zu nutzen.Erfahren Sie von professionellen Anlegern direkt, wie diese ihre Millionen-Depots durch die jeweils wechselnden Marktphasen navigieren.

Vor allem erfahren Sie welche Einzeltitel aus dem reichen Cambridge Investment-Club Universum jetzt die besten Renditechancen bieten und aus Sicht unserer Experten am aussichtsreichsten eingestuft werden.

3. Investment-Club Community Ticket

Während ihrer Mitgliedschaft sind Sie aktiver Teil der Cambridge-Club-Community. Hier vernetzen Sie sich DIREKT mit Experten & den Geheimräten des Cambridge-Club

Hier treffen sich die Experten- und Clubmitglieder zum aktiven Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen. In der Community gibt es zeitnah laufend hochaktuelle

Updates, Informationen & Ergänzungen zu den Cambridge-Club Ausgaben, Webinaren & Videos.Ihr exklusiver Zugang zur Cambridge-Club-Community “Discord-Lobby & exklusiven Kommunikationskanälen”) ist Ihnen als Investment-Club Mitglied sicher.

In der Cambridge-Club-Community vernetzen sich Geheimrat, Experten & alle Clubmitglieder zum direkten, interaktiven Austausch!

About the author 

Redaktion

Jetzt KOSTENFREI anmelden

Geballtes Börsen-Wissen des Geheimrat-Teams & über 200 aktive Clubmitglieder… so findet man die Gewinner-Aktien!

>