Die Aussichten für Rohstoffe für die kommenden 24 Monate klären deutlich auf
Für die nächsten 24 Monate bin ich erstmals wieder gleichermaßen optimistisch und sehr zuversichtlich für alle drei Säulen meiner Anlagestrategie: Edelmetalle, Energie und Industriemetalle. Praktisch überall sehe ich die gleichen Voraussetzungen für steigende Kurse.
Über die letzte Dekade konnten Sie einen klassischen Rohstoff- & Investitionszyklus erleben, der in der Pandemie 2020 gipfelte und zu einem 100-jährigen Tief des Rohstoffsektors im Vergleich zum Kapitalmarkt führte.
Zum Ende der letzten Dekade, also bis vor drei Jahren, gab es einen Überschuss an industriellen Rohstoffen, dessen Ursachen auf die Zeit zurückgeführt werden kann, die unmittelbar auf die letzte große Wirtschaftskrise der Jahre 2007-2009 und einen Investitionsboom der Jahre 2011-2014 zurückgeführt werden kann. Diese Phase war geprägt von außergewöhnlich niedrigen Zinsen und einem hohen Nachfrageüberhang. Schließlich erholten sich die Rohstoffpreise und die Nachfrage nach der globalen Finanzkrise äußerst dynamisch.
Diese Entwicklung bot den Entscheidungsträgern in den Chefetagen der großen Rohstoffkonzerne deutliche Anreize, um ihre Verschuldung zu erhöhen und ihre Produktionsrate dem „neuen – höheren“ – Nachfrageniveau anzupassen.
Das führte dazu, dass die Nachfrage leicht überschätzt wurde. Zudem hatten die Zinsen einen starken Einfluss auf die Kapitalstruktur – bei der nun wesentlich günstiger mit niedrigen Fremdkapitalzinsen gerechnet wurde – und machten letztlich Investitionsentscheidungen attraktiver, weil diese an den internen Verzinsungsraten (IRRs) der Projekte festgemacht wurden.
Die Investitionen im Bergbausektor sind seit dem Höhepunkt 2012 deutlich zurückgegangen:

Eine tatsächlich nur geringfügige Überschätzung des potenziellen Wachstums der Rohstoffnachfrage, die zu höheren Rohstoffpreiserwartungen führte, hatte zur Folge, dass die tatsächliche Rendite unter der erwarteten Rendite lag.
Umgekehrt sorgen die Unterinvestitionen der letzten Dekade nun für höhere Cashflows und Gewinne. Tatsächlich ist es das erste Mal in der Geschichte, dass die Rohstoffpreise am Anfang des Investitionszyklus schon derart hoch stehen, dass die meisten Rohstoffkonzerne locker 10-20% Rendite pro Jahr erzielen.
Laut dem Value-Analystenhaus Stifel gibt es mehrere Faktoren, die meinen Optimismus bestätigen:
- Energiewende und Nachhaltigkeitspolitik (ESG): Die Betonung von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung hat zu anspruchsvolleren Genehmigungsprozessen für Rohstoffprojekte geführt, was zu höheren Kapitalkosten beiträgt.
- Schwierig zu erschließende Rohstoffvorkommen außerhalb der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China): Die Ressourcen außerhalb dieser Länder sind schwerer zugänglich, was die Rohstoffbeschaffung komplexer macht.
- Hypothese: Geldentwertung und neue "rohstoffbasierte" Weltwährungsambitionen aus Russland & China: Es wird diskutiert, ob Russland und China eine rohstoffbasierte Weltwährung anstreben könnten.

Die ESG-Themen konzentrieren sich auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung und haben zu erhöhten Kapitalkosten für Rohstoffprojekte geführt, ähnlich wie es vor 30 Jahren im Tabaksektor (Abb. Links) der Fall war.
Dies hat zu einer chronischen Unterinvestition geführt und das Angebot verringert. Im Gegensatz dazu erleben wir im Technologiesektor eine hohe Nachfrage. Da die Nachfrage nach Rohstoffen jedoch weiter steigt, sind langfristig höhere Rohstoffpreise wahrscheinlich.
Die grüne Umstellung hin zur Elektrifizierung der Energieversorgung ist politisch gewollt, um den Einfluss auf den Klimawandel zu reduzieren. Dies wird die Nachfrage nach Rohstoffen erhöhen, insbesondere da das Angebot knapper wird.
Wir erleben auch einen Übergang von einer unipolaren Welt unter der Führung der USA zu einem multipolaren Modell unter der Führung des BRICS+-Blocks. Dies führt zu Inflationsrisiken und einer höheren Nachfrage nach Rohstoffen, da die Lieferketten vielfältiger werden und diese Länder ihre Reserven in Rohstoffen diversifizieren.
Die enormen Schulden westlicher Volkswirtschaften erfordern eine lockerere Geldpolitik, was die Kaufkraft des Fiat-Geldes im Vergleich zu realen Werten weiter schwächen wird. Dies erinnert an die Renditekurvensteuerung der 1940er Jahre, die zu Inflationswellen führte.
Der Rohstoffzyklus wird spätestens 24/25 wieder Fahrt aufnehmen:

Die Kombination all dieser Faktoren schafft die "perfekte Sturm" für Rohstoffinvestoren. Stifel prognostiziert eine strukturelle Inflation, steigende Rohstoffpreise und höhere Renditen für rohstoffbezogene Aktien. Obwohl die Bewertung von Rohstoffunternehmen 2020 auf einem historischen Tiefstand lag, glaubt Stifel, dass der Rohstoffmarkt gerade erst Fahrt aufnimmt. Daher setzen sie weiterhin auf bedeutende und unerschlossene Rohstoffprojekte.
Der Goldpreis ist im Vergleich zur Geldmenge extrem unterbewertet:

Den Goldpreis richtig zu prognostizieren ist leider unmöglich. Es gibt ständig wechselnde Einflussfaktoren, wie die Zinsen, die Realzinsen, die Inflationserwartungen, die Anleihenpreise, die Wechselkurse, die Bilanzsumme der Zentralbank und natürlich auch noch die Charttechnik. Am Ende muss ich mich darauf fokussieren, was am einfachsten ist. Der Goldpreis orientiert sich an der messbaren Linie der Geldmenge. Wobei die Geldmenge und der Goldpreis seit dem Ende des Goldstandards 1971 mit einer Jahresrate von 7,8% gestiegen ist. Das ist ein sehr guter Wert, schließlich entspricht diese Entwicklung einem jährlichen „Goldzins“ von 7,8% und liegt deutlich über den Zinsen von Anleihen oder der aktuellen Mietrendite für Immobilien. In Kombination mit dem Umstand, dass die Geldmenge durch Tiefstzinsen massiv expandierte – die Verschuldung wuchs weltweit seit der Jahrtausendwende beschleunigt – könnte sich der Goldpreis wieder mindestens zur mittleren Linie seines Gold- zu Geldmengen-Verhältnis steigen, die bei 3.000-3.500 US$ pro Unze liegt. Kommt es wie in den Jahren 1980/81, 2011/12, zum Überschießen des Goldpreises, sind mindestens Kursniveaus zwischen 4.500-5.000 US$ pro Unze bis Ende dieser Dekade realistisch.
Schließlich möchte ich, um die Attraktivität der Anlageklasse Gold und Edelmetalle zu bewerten, die relativen Renditealternativen betrachten, die eine Konkurrenz zu Gold werden könnten. Derzeit sehe ich weder bei Aktien (KGV um 20 entspricht maximal 5% Gewinnrendite), noch bei Anleihen (30-jährige notieren bei 4%) und schon gar nicht bei Immobilien (3-5% Mietrendite bei sehr viel schlechteren Refinanzierungsbedingungen als noch vor 2 Jahren, in Verbindung mit Rekordpreisen – siehe Herengracht-Index Betrachtung in Ausgabe 50/2023), eine plausible Alternative zum Gold.